Philippa hat sich in der Bibliothek DVDs ausgeliehen. Und da sie es liebt, wenn wir alle zusammen einen Film anschauen, haben wir gestern Abend „Hotel Ruanda“ gesehen.
Hintergrund: in der Schule behandeln sie zur Zeit das Thema Kolonialismus in Afrika.
Der Film behandelt den Völkermord in Ruanda 1994, der vielleicht Einzelnen von euch (genauso wie mir) als das Gemetzel der Hutu an mindestens 500.000 Tutsi in Erinnerung geblieben ist. Nur, wer von uns hat sich näher für die Vorgeschichte und die Hintergründe dieser Gewalttaten interessiert ? Wir haben die Zeitung gelesen, uns die unvorstellbaren Bilder im Fernsehen angeschaut, uns daraus eine Meinung zusammengebaut (wenn überhaupt) und anschließend gemütlich weiter zu Abend gegessen. Aber auch diese Gewaltwelle hatte eine Vorgeschichte, und an der sind die Deutschen nicht ganz unbeteiligt. Wen es interessiert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ruandahttp://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda
Und die UNO hat, wie schon so oft in ihrer Geschichte, eine höchst unrühmliche Rolle in diesen Monaten des Mordens gespielt.
Meine „Geschichte“ geht aber weiter:
Gestern in der Nacht, nach dem Film, habe ich dann weitergelesen und stieß auf Passagen,
aus denen ich einige Sätze hier zitieren möchte. Diese Passagen werden wiederum aus einem fiktiven Buch zitiert: „Das Ende der Verantwortung“. Am Beispiel des Golfkrieges (des ersten Krieges, der „live“ übertragen wurde) kommt der Autor zu folgenden Aussagen:
„... dass eine Gesellschaft, die den Blick nur noch auf die Monitore gerichtet hielt, im Grunde zur Handlungsunfähigkeit verdammt war. Sie traf Enscheidungen für das wirkliche Leben auf der Basis virtuellen Inputs. Sie erlebte nicht die Welt, sondern eine Darstellung der Welt.“
Und heute Morgen lese ich in den Internetnachrichten (!) der ARD zum Tschad folgende Sätze:
„ Frankreich fliegt Ausländer aus“
Unsere Bundesregierung: „"Wir beobachten die Situation im Tschad mit größter Aufmerksamkeit. "
Sätze, die genauso vor 14 Jahren zum Konflikt in Ruanda gefallen sind. Und die so zu Kenia fallen werden, und, und , und ..... Interessiert es uns überhaupt noch ? Oder hat man uns oder haben wir uns inzwischen durch die virtuelle Welt – sei es Fernsehen oder Internet - so „umerzogen“, dass wir uns mit der „Darstellung der Welt“ zufrieden geben ?
Vor vielen Jahren hat mich einmal die Geschichte von Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) und das deutsche Gemetzel an den Herero und Nama sehr interessiert und ich habe mir etliche Bücher dazu gekauft, die heute noch in meinem Regal stehen. Warum beschäftige ich mich immer seltener so intensiv mit einem Thema und belasse es bei Informationen aus Zeitung und Fernsehen ?
Ob hier überhaupt einer versteht, welche Zusammenhänge ich hier sehr, welche Schleifen meine Gedanken drehen und was das alles überhaupt mit scrappen zu tun hat ?
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